Medard Boss Und Die Daseinsphilosophie

Medard Boss war ein Schweizer psychoanalytischer Psychiater, der eine Form der Psychotherapie entwickelte, die als Daseinsanalyse bekannt ist. Diese Analyse arbeitete mit der psychotherapeutischen Seite der Psychoanalyse und Heideggers phänomenologischer und existentialistischer Philosophie.
Der Begriff Dasein ist ein geläufiger philosophischer Begriff; es hat germanische Wurzeln und bedeutet „da sein“. Viele deutsche Autoren verwenden diesen philosophischen Begriff, aber er wird meist mit Heidegger in Verbindung gebracht.
Die Idee, Psychologie und Philosophie zu verbinden, scheint das Gegenteil von Psychologie als Wissenschaft zu sein. Sie sollten sich jedoch an die historische Rolle erinnern, die die Philosophie bei der Entwicklung der Wissenschaften hatte. In gewisser Weise ist die Psychologie eine Wissenschaft des Geistes, die mit der Erkenntnistheorie begann. Ebenso ist die Beziehung zwischen Geist und Ideen in psychologischen Studien sehr wichtig.
In diesem Artikel erfahren Sie, welchen Einfluss die Daseinsanalyse auf die Psychologie und Studien von Medard Boss hatte.

Das frühe Leben von Medard Boss
Medard Boss wurde am 4. Oktober 1903 in St. Gallen, Schweiz, geboren. Danach zog er um und wuchs in Zürich auf, das damals der Hotspot für psychologische Studien war.
1928 promovierte er zum Doktor, studierte in Paris und Wien und wurde von Sigmund Freud selbst psychoanalysiert. Später setzte er diese Sitzungen mit dem Schweizer Psychoanalytiker Hans Behn Eschenburg fort.
Nach seiner Rückkehr nach Zürich setzte Boss sein Studium am Burghölzli-Spital unter der Leitung des Psychiaters Eugen Bleuler fort. Danach begann er ein psychoanalytisches Studium am Berliner Psychoanalytischen Institut (BPI) unter der Leitung von Karen Horney. Zu seinen Kommilitonen zählten Hanns Sachs, Otto Fenichel, Wilhelm Reich und Kurt Goldstein.
Arbeitsleben
Später zog er nach London und arbeitete sechs Monate lang eng mit Ernest Jones im National Hospital for Nervous Diseases zusammen.
Danach zog Carl Jung ab 1938 nach Zürich und lud Boss zu einem Workshop mit anderen Ärzten ein, um Analytische Psychologie zu studieren. Diese Erfahrung mit Jung erstreckte sich über fast zehn Jahre und half Boss sicherlich zu erkennen, dass die Psychoanalyse nicht auf Freudsche Interpretationen beschränkt sein sollte.
Boss lernte in den 1930er Jahren Ludwig Binswanger kennen. Durch Binswanger erfuhr Boss von Martin Heideggers Werk. Dies spielte eine wichtige Rolle in seiner Karriereentwicklung.
Dank Heideggers Einfluss wurde Boss fasziniert und studierte Existenzpsychologie. Der Einfluss von Boss auf die Existenztherapie war so groß, dass er oft als ihr Mitbegründer zusammen mit Ludwig Binswanger angesehen wird.
Nach vier Jahren im Spital Burghölzli setzte er sein Studium zwischen Berlin und London fort. Zu seinen Lehrern gehörten Menschen, die Freud nahestanden, wie Karen Horney und Kurt Goldstein.

Die Theorie der Daseinsanalyse
Für Boss ist der existenzielle Punkt der Welt nichts, was wir interpretieren, sondern etwas, das über jede Erklärung hinausgeht. Seine Theorie besagt also, dass sich etwas durch das Licht des Daseins offenbart.
Boss glaubte, dass das Dasein ein Mittel sei, um den Geist zu öffnen, um Licht in eine Situation zu bringen. Die Symbolik des Lichts spielte in Boss’ Werk eine wichtige Rolle, weshalb er Ausdrücke wie „aus der Dunkelheit kommen“, „eine Idee erleuchten“ oder „Erleuchtung“ verwendete.
Außerdem erklärte Boss, dass die Stimmung eine entscheidende Rolle dabei spiele, wie Menschen mit ihrer Umwelt interagieren. Zum Beispiel würde sich eine wütende Person auf Elemente der Wut konzentrieren.
Seine Reisen nach Indien in den Jahren 1956, 1958 und 1966 beeinflussten seine Philosophie und medizinische Praxis. Dort traf er Swami Gobind Kaul.
Medard Boss’ Studien über Träume
Boss studierte Träume mehr als jeder andere Existentialist und hält sie für wichtig für die Therapie. Er interpretiert Träume jedoch nicht wie Freudianer oder Jungianer; er erlaubt ihnen, ihre Bedeutung von selbst zu offenbaren.
So erklärte Boss, dass Träume ihre Botschaften erzeugten, anstatt Symbole tieferer Gefühle zu zeigen. Laut Boss können Ihre Träume Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Leben erleuchten. Wenn Sie sich zum Beispiel gefangen fühlen, werden Ihre Füße in Ihren Träumen gefesselt sein. Auf der anderen Seite, wenn du dich frei fühlst, wirst du fliegen.
1971 wurde Boss von der American Psychiatric Association mit dem Great Therapist Award ausgezeichnet. Fast zwei Jahrzehnte lang präsidierte er die International Society of Psychosomatic Medicine.

Er war auch ein versierter Autor. Zu seinen Werken gehören Existential Foundations of Medicine and Psychology (englische Übersetzung, 1979), Psychoanalysis and Daseinsanalysis (englische Version, 1963) und The Analysis of Dreams (englische Übersetzung, 1958).
Medard Boss starb am 21. Dezember 1990. Sein Leben war erfüllt von akademischem Erfolg und hinterließ ein interessantes Vermächtnis in der Psychologie.